Ich lerne meine Stadt jeden Tag
aufs Neue lieben

Im Porträt: Mühlhäuser Stadtführerin Christina Kürschner

Christina Kürschner
Stadtführerin in Mühlhausen

„Mein Beruf war meine Berufung!“ Die Augen von Christina Kürschner strahlen, wenn sie von ihrer Arbeit im Hufeland-Klinikum erzählt. Seit ihrem Ausbildungsbeginn zur Krankenschwester 1972, im damaligen Mühlhäuser Kreiskrankenhaus, hat sie ihre Arbeitsstelle nicht mehr gewechselt. „Mein gesamtes Arbeitsleben verbrachte ich in diesem Unternehmen“, erklärt die 64jährige. Dabei habe sie viele Wechsel und Umstrukturierungen erlebt, aber ihren Elan und ihre Begeisterung für andere Menschen da zu sein, ihnen zu helfen, blieb über all die Jahre ungebrochen. Seit einem Jahr ist sie im Rentenstand, geht ihren Hobbys wie Sporttreiben und Lesen nach. Am liebsten verreist sie jedoch und kümmert sich um ihre beiden kleinen Enkeltöchter: „Die sind mein ganzer Stolz!“
Doch im vergangenen Jahr merkte Christina Kürschner, dass sie wieder eine Aufgabe braucht, „wieder unter Menschen kommen möchte“ und hörte im Regional-Radio, dass in Mühlhausen dringend Gästeführer gesucht werden. „Gleich am nächsten Tag gab ich meine Bewerbung im Tourismusbüro der Stadt ab.“ Nach den Jahren im Krankenhaus habe sie genug Erfahrung mit Menschen gesammelt und meint: „Ich wusste sofort, das ist meine Ding!“ Außerdem wollte sie „nochmal etwas Neues ausprobieren“ und „meinen Geist wachhalten“.

Für die Stadtführerprüfung besuchte sie zehn Veranstaltungen. Die Ausbildung fokussierte sich auf den Schwerpunkt „mittelalterliches Mühlhausen“ und die Absolventen beschäftigten sich vor allem mit den Themen: Divi-Blasi-Kirche, Stadtmauer, Marienkirche, Museum, Kornmarktkirche und Rathaus. Für die Prüfung zogen die Teilnehmer ein Los, auf welchem das Objekt stand, zu dem sie 30 Minuten frei sprechen mussten. „Das war sehr aufregend. Aber ich habe meine Prüfung bestanden und bin seit Januar 2020 Gästeführerin in Mühlhausen.“ Ihre Einsätze bekommt Kürschner von der Touristinformation zugeteilt, aber man kann sie auch für eine private Führung buchen.

„Bei jedem Gang durch meine Stadt lerne ich neue Seiten an ihr kennen und lieben!“ Und das, obwohl die Gästeführerin seit ihrer Geburt hier wohnt: „Mühlhausen ist einfach die schönste Mittelalterstadt.“ Bei den anderthalbstündigen Rundgängen bindet Kürschner ihre Gäste gern ins Geschehen ein, interessiert sich für ihre Herkunft und ihren Beruf. Doch auch Einheimische nutzen das Angebot der Touristinformation häufig. „Im Januar habe ich eine Stadtführung mit ehemaligen Kollegen gemacht. Der überwiegende Anteil stammte aus Mühlhausen und ich war erstaunt, wie wenig sie über ihre Heimatstadt wussten.“ Das habe ihr gezeigt, „dass es genau richtig ist, was ich tue“. Auch den Mythos, dass man geschichtlich interessiert oder gebildet sein muss, um einen geführten Rundgang durch die Stadt zu machen, zerstreut Kürschner: Ich flechte in jede Führung kleine Anekdoten ein, sodass Historie und Vergangenheit ganz locker und spielerisch vermittelt werden.“

Categories: