Probiert’s mal mit Gelassenheit!

Hundetrainerin Simone Morth gibt Übungstipps für Zuhause

Die Corona-Krise zwingt zahlreiche Hundebesitzer ins Home-Office. Für die geliebten Vierbeiner ist das eine goldene Zeit, immerhin müssen sie Herrchen oder Frauchen dann nicht für mehrere Stunden vermissen. Doch mit den Lockerungen seitens der Bundesregierung geht auch die Zeit der Trennung einher. Hundetrainerin Simone Morth aus Witzenhausen erklärt, worauf Hundebesitzer achten müssen, wenn sie wieder ins Büro müssen und gibt Tipps.

Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Mensch und Hund, wenn sie plötzlich den ganzen Tag zusammen sind?


Simone Morth: Im besten Fall hat sich nichts verändert. Der Tag startet mit der Gassi-Runde und im Anschluss geht Frauchen/Herrchen seiner Arbeit nach. In dieser Zeit sollte der Hund dösen oder schlafen. Wenn Frauchen/Herrchen nun im Home-Office arbeitet, gilt nämlich: Weniger ist mehr. Statt das „zu kurz gekommene“ Beschäftigungsprogramm der letzten Wochen nun nachholen zu wollen, rate ich eher dazu, den Alltag nicht zu ändern und dem Hund Ruhe zu lehren. Viele Hunde, die zu mir ins Training kommen, können genau das nicht: Einen Moment still sitzen und warten. Die Besitzer verwechseln das ständige Hinterherlaufen ihres Vierbeiners als Liebesbeweis. Tatsächlich kontrolliert der Hund seinen Besitzer und das spricht für ein Missverständnis zwischen Mensch und Tier.

Kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn der Hund dann plötzlich wieder auf die Anwesenheit von Herrchen/Frauchen verzichten muss?


Wenn ich die Zeit im Home-Office dazu genutzt habe, meinen Hund ununterbrochen zu beschäftigen, wird die Trennung für beide schwer. Denn Hunde sind Gruppentiere, sie sind nicht gern allein, können das aber für wenige Stunden aushalten. Ist der Tag der Trennung abzusehen, sollten Hundehalter mit ihrer Aufmerksamkeit dem Hund gegenüber haushalten. Kommt zum Beispiel der Hund zu mir, um seine übliche Streicheleinheit abzuholen, schicke ich ihn auf seinen Platz. Folgt er der Aufforderung und kommt dort zur Ruhe, rufe ich ihn zu mir und belohne ihn für sein Kommen. So kommt Distanz und Konsequenz in die Mensch-Hund-Beziehung.

Nennen Sie uns zwei Übungen, die Hundebesitzer in den Alltag mit dem Vierbeiner spielerisch integrieren können.


Das Ziel meiner Trainings ist ein gelassener Hund, der auf seinen Menschen vertraut. Deshalb rate ich meinen Klienten zunächst immer: Ruhe und Kooperation von ihrem Hund einzufordern. Springt mein Hund zum Beispiel wild durch den Flur, sobald ich die Leine in die Hand nehme, lege ich sie konsequent wieder weg. Einige Minuten später starte ich einen neuen Versuch. Der Hund soll sich beruhigen. Erst wenn wir gesittet das Haus verlassen können, gehen wir los. Diese Methode kann ich auch beim Füttern oder auf der Gassitour selbst anwenden, indem ich den Fressnapf wegstelle, sobald er nicht ruhig auf sein Essen wartet. Unterwegs rufe ich meinen Hund gern einmal zu mir und lasse ihn absitzen. Kann mein Hund diese Ruhe nur schwer ertragen, mache ich die Übung anfangs nur kurz und verlängere sie nach und nach. Wichtig ist immer: Der Mensch beendet das Kommando. Nicht der Hund.
Kooperation trainiere ich mit meinen Hunden gern an der Leine. Ich werfe vor ihren Augen ein Leckerli so weit weg, dass der Hund nicht drankommt. Ich warte dann, bis er mich anschaut. Erst dann nehme ich den Druck aus der Leine und lasse ihn das Leckerli holen. Er soll dabei lernen, dass er Kontakt zu mir aufnehmen muss, bevor er das tun darf, was ihm gerade in den Sinn kommt. Wichtig ist bei allen Übungen eine Prise Humor. Man sollte mit dem Tier zwar konsequent aber freundlich umgehen. 


Übrigens:
Einzeltrainings sind bei Simone Morth seit 4. Mai unter Beachtung der Hygiene- und Abstandvorgaben wieder möglich.

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